Mieścisko
Grußwort zum nachgeholten 20jährigen Jubiläum anlässlich des Dorffestes 2023
Es gibt viele Bemerkungen, die beschreiben, was Partnerschaften ausmachen. Ich möchte es aus meiner Sicht so formulieren: „Partnerschaften sind das gelebte gemeinsame Europa – im Kleinen, vor Ort, ganz konkret, von Mensch zu Mensch.“ Sie sind der ideale Ort der internationalen Begegnung von Menschen. Sie sind Völkerverständigung im bestverstandenen Sinne. Aber sie sind noch mehr. Sie lassen uns über den Tellerrand gucken, tief in die Sorgen und Nöte der Menschen vor Ort. Dadurch wird es fühlbar.
Als die Gemeinde Scharnebeck und Mieścisko im Jahr 2000 ihre Partnerschaft besiegelt haben, war Polen noch kein europäisches Mitglied. Das machte diese Beziehung so wichtig. Der Austausch und die Verständigung zwischen unseren unterschiedliche Kulturen wurden direkt und persönlich erlebbar. Man entwickelte schnell persönliche Kontakte und lernte sich kennen. Freundschaften entstandenen im Laufe der Jahre und dauern bis heute an.
Vor allen Dingen freut mich die Selbstverständlichkeit, mit der wir uns heute begegnen. Die Selbstverständlichkeit und die Unbefangenheit, die ist nicht selbstverständlich. Nach der deutsch-polnischen Geschichte des letzten Jahrhunderts mussten viele Mauern eingerissen und Brücken gebaut werden. Die aus Stein in Berlin und entlang des „Eisernen Vorhangs“ und die in den Köpfen zwischen Deutschen und Polen. So möchte ich zum einen natürlich an die Anfänge unserer Partnerschaft erinnern. An die Frauen und Männer der ersten Stunde auf beiden Seiten. Sie haben Schritte aufeinander zu gemacht. Die Initiative für die Partnerschaft aus Mieścisko, die Gegenbesuche Scharnebecks in Polen, die Vorbereitungsarbeit und gewiss auch teils Überzeugungsarbeit gegenüber den Zweiflern und Kritikern. So haben sie eine Brücke zwischen unseren Gemeinden gebaut, die bis heute trägt. Dies ist der Offenheit für das Neue, der Neugier auf den jeweils anderen und der Beharrlichkeit der Gründungsmütter und -Väter zu verdanken, für die wir ihnen heute gemeinsam dankbar sind.
Es sind nämlich nicht nur die politischen Vertreter der beiden Gemeinden, die die Verbindung zwischen Mieścisko und Scharnebeck halten. Sondern vor allem die auf beiden Seiten sehr aktiven Freundeskreise, die mit viel ehrenamtlichem Engagement die alljährlichen Besuche organisieren und auch zwischendrin das Band der Freundschaft nicht abreißen lassen. Hierfür kann ich Ihnen unser aller besonders herzlicher Dank aussprechen.
So ist es gelungen, auch darüber hinaus viele Menschen aus Scharnebeck und Mieścisko für diese Partnerschaft zu begeistern. Es sind feste Bindungen und Freundschaften entstanden, die aus mittlerweile 23 Jahren zahllose bleibende Erinnerungen, Anekdoten und Geschichten gebracht haben und nun in dieser Chronik festgehalten werden.
Ich möchte allerdings nicht vergessen zu erwähnen, dass uns nach 23 Jahren auch die aktuelle Zeit eingeholt hat. Schlussendlich hat unsere Partnerschaft auch ein konkretes Personalproblem. Die Arbeit in den Partnerschaftsausschüssen wird seit Jahren, zum Teil Jahrzehnten von den gleichen Aktiven verantwortlich getragen, die Gewinnung von Nachwuchs ist schwierig. Die jüngere Generation empfindet heute das friedliche und freundschaftliche Zusammentreffen verschiedenster Nationen in
Europa und international als Normalität. Ihr fehlt das Wissen und die Erfahrung der Kriegs- und Nachkriegsgenerationen, die diese Normalität nach Jahrhunderten der Feindschaft der Völker auf unserem Kontinent mit Mühe und Engagement erarbeitet haben. Der Kern der europäischen Idee Partnerschaften zwischen Städten und Kommunen zu bilden und zu fördern.
So wünsche ich uns, dass wir diese 23 Jahre auch als Ansporn und Verpflichtung verstehen, um unsere Partnerschaft auf die jüngere Generation zu übertragen und sie für diese Idee der Völkerverständigung zu begeistern.
Denn der Satz vom ehem. Bundesaußenminister Klaus Kinkel gilt auch fortan – und vielleicht in diesen Zeiten mehr denn je: „Europa wächst nicht aus Verträgen, sondern aus den Herzen seiner Bürger!“
Stefan Block
Bürgermeister