Anton Bröring – der Mann mit Hut aus Scharnebeck

Foto von Brigitte Mathys

Die meisten kennen Anton Bröring-Mathys sicher nur als den Künstler mit schwarzem Hut und dem unverwechselbaren Bart.

Für mich – ich durfte Anton bereits im jugendlichen Alter kennen lernen, als Freund meiner Eltern – entsprach er dem Klischee eines eigenwilligen Künstlers, hatte er doch u.a. bei Joseph Beuys studiert und der hatte doch auch stets einen Hut auf.

Durch die Freundschaft meiner Eltern mit der Familie Bröring-Mathys und die spätere Zusammenarbeit auf dem Kulturboden habe ich Anton Bröring-Mathys kennen und schätzen gelernt.

Anton Bröring-Mathys wurde 1946 in Cloppenburg geboren, wuchs als jüngstes Kind mit zwei Brüdern und einer Schwester in Bethen bei Cloppenburg auf. Sein Vater arbeitete als Schneidermeister und seine Mutter kümmerte sich um die Kinder und den Haushalt. Schon früh zeichnete Anton gerne und interessierte sich für Kunst, dabei nutzte ihm vor allem sein fotografisches Gedächtnis. Er machte seine Hochschulreife und studierte anschließend an den Hochschulen in Mannheim, Bremen und Düsseldorf Graphik, Malerei und Plastik.

 

Über gemeinsame Bekannte lernte er seine spätere Frau Brigitte Mathys kennen, die zu der Zeit in Scharnebeck wohnte. 1981 zog Anton Bröring-Mathys nach Scharnebeck, heiratete 1983 Brigitte Mathys und wurde Vater der gemeinsamen Tochter. Als Selbständiger arbeitete er als Siebdrucker, Schauwerbegestalter und Werbegrafiker. Optimistisch und ideenreich wie er war, reparierte er mit seinem handwerklichen Geschick zu Hause alles.

Er ist ein belesener Mann, er liest viel über Mythologie, (gerne über die griechische), Philosophie, sakrale Themen, Kunsthistorik, Architektur, aber auch über aktuelle Weltgeschichte und Politik. Gerne reiste er mit seiner Frau, den Kindern, Auto, Zelt und Campingkocher in viele Orte und Länder, u.a. Frankreich, Paris, Italien, Österreich, Dubrovnik, Baskenland, Sankt Sebastian, Mittelmeerküste, Schweiz…

Dabei nutzte er das Campen, um Land und Leute, deren Kultur und Schätze kennen zu lernen. Erst als er über 60 Jahre alt war, stieg er aus dem Zelt und genoss die Vorzüge eines Wohnwagens.

In seinem künstlerischem Schaffen und in seiner Beharrlichkeit mag Anton Bröring-Mathys sicherlich streitbar gewesen sein, aber er hatte Erfolg damit. Und damit meine ich nicht nur seine künstlerischen Erfolge (diverse Ausstellungen im In- und Ausland), sondern auch das, was er in und für Scharnebeck in Bewegung gesetzt hat.

Da er auf dem Dorf aufgewachsen war und platt spricht, fand er schnell Anschluss in Scharnebeck. Mit großem Interesse verfolgte er das politische Dorfleben, so brachte er im Rahmen einer bürgerlichen Bewegung Kritik an der damalig geplanten Neugestaltung des jetzigen Dorfkerns ein. Mit Vereinen und Parteiverbänden konnte er nichts anfangen. Trotzdem war er ein verlässlicher Ansprechpartner, wenn es um die Gestaltung von Unterlagen und Festschriften (z.B. für den Schützenverein Scharnebeck) ging. So kennt wohl jeder den Schriftzug der Gemeinde Scharnebeck vorne auf der Dorfzeitung.

Logo von Anton Bröring-Mathys

Der Brotlaib auf den Flammen, das Logo für die damals in Rullstorf ansässige Bäckerei Bockelmann ist den meisten wohl auch noch in Erinnerung. Auch der Brunnen auf dem Dorfplatz bei der Samtgemeinde ist von Anton Bröring-Mathys gestaltet worden. Vor gut 23 Jahren wurde er am 10. November 2000 mit einem Fest eingeweiht, eine kleine verwitterte Platte am Brunnenrand weist auf den Künstler Anton Bröring-Mathys hin.

Auf seine Bedeutung des Brunnens angesprochen, erklärte er den ursprünglichen Sinn darin, dass der Brunnen unsere Gesellschaft symbolisieren würde: große und kleine Menschen, die im Kreis stehen, die sprudeln können.

In der Dorfzeitung (letzte Ausgabe 2000) fand ich als Erklärung zu seinem Brunnen auch „folgende nicht so ernst gemeinte Variante: die Stelen des Brunnens verbildlichen die 10 Gebote, 9 stehen in Reih und Glied und die zehnte verweist auf den… Seitensprung!“

An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich Anton Bröring-Mathys als einen sehr humorvollen Menschen, mit Schalk im Nacken und einem Gespür für liebevolle spitzbübische Zweideutigkeiten kennen gelernt habe.

Foto von Frieder Zimmermann

Auch der Kulturboden – natürlich mit dem entsprechendem Logo – ist seinem Engagement zu verdanken. Auf dem Dachboden in der Scheune hinter dem Rathaus gestaltete er eine Ausstellungsfläche und füllte diesen mit Leben und Kunst.

2008 wurde Anton Bröring-Mathys Kurator der Gemeinde Scharnebeck für den Kulturboden. Mit Unterstützung der Sparkassenstiftung organisierte er im Laufe der Jahre bis 2022 Ausstellungen verschiedenster Künstler und Künstlerinnen nicht nur aus der Region Lüneburg.

Seine Devise war es, junge Nachwuchskünstler zu unterstützen und nach Scharnebeck zu holen, denn Künstler / Künstlerin zu sein, müsse man sich erarbeiten, man könne sich nicht einfach so nennen. Der Kulturboden in der Form, wie Anton Bröring-Mathys ihn aufbaute, war etwas Einmaliges im Landkreis.

Foto von Brigitte Mathys

Aber auch außerhalb Scharnebecks engagiere sich Anton Bröring-Mathys im Rahmen der Sparkassenstiftung und des Bund Bildender Künstler in Uelzen und auf Landesebene in Niedersachsen.

Am 17.11.2024 erhielt Anton-Bröring Mathys für sein Engagement im Schloss Bleckede im Rahmen eines Festaktes die goldene Ehrennadel des Landkreises Lüneburg und wurde in das Ehrenbuch eingetragen.

Und nun etwas zu mir, ich bin Dorothee Voermanek, die neue Kulturbeauftragte von Scharnebeck .

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